Süddeutsche Zeitung vom 5. Februar 2011

Im kleinsten Konzertsaal Münchens

Walther Weck organisiert die zweite Pasinger Kammermusikreihe, die im ehemaligen Rathaussaal stattfindet


Pasing - Ein bisschen mehr Selbstbewusstsein, findet Walther Weck, darf Pasing ruhig haben. Dazu gehört für ihn auch, dass die Pasinger nicht immer in die Innenstadt fahren müssen, wenn sie Kultur erleben wollen, sondern auch in Pasing Konzerte besuchen können. "Es muss nicht jedes Mal der große Herkulessaal mit über 1000 Plätzen sein", sagt Weck. Er organisiert in diesem Jahr die zweite Pasinger Kammermusikreihe, die das Kulturforum München-West in Kooperation mit der Volkshochschule Pasing veranstaltet. Die Konzerte finden im ehemaligen Rathaussaal (Bäckerstraße 14) statt, laut Weck der "kleinste Konzertsaal Münchens". Etwa 70 Quadratmeter ist der Raum im ersten Stock der Volkshochschule groß. Ein paar Musiker - meistens ist es ein Trio oder ein Quartett - und 60 Zuhörer finden darin Platz. Von außen wirkt der Saal unscheinbar, er unterscheidet sich kaum von den anderen Zimmern, die von der Volkshochschule für Kurse genutzt werden. Innen fällt die schöne Stuckdecke auf, der Parkettboden und der Flügel, der seit einem Jahr schwarz glänzend in der Ecke steht.

Ob nun mit dem Flügel die erste Konzertreihe kam, oder mit der Konzertreihe der Flügel, lässt sich nicht genau sagen. Jedenfalls habe ein solches Instrument in Pasing lange gefehlt, erklärt Weck. Er ist selbst Cellist und organisierte mit Pasinger Musikerkollegen schon öfters Konzerte. "Die Möglichkeiten waren bisher beschränkt auf Flöten-Trio, Streich-Quartett und Ähnliches, weil kein Konzertsaal mit einem guten Flügel zur Verfügung stand." Also fing er an, Geld zu sammeln und Benefizkonzerte zu veranstalten. Als er hauptsächlich von Pasinger Bürgern und Mitgliedern des Kulturforums München-West 9000 Euro zusammen hatte, träumte er weiter von einem Steinway und kaufte einen Pleyel, 30 Jahre alt, aber wie neu, weil er kaum gespielt worden war. "Die Musiker spielen ihn gerne", versichert Weck.

Mit der ersten Konzertreihe 2010 war der Organisator zufrieden. Die zwölf Konzerte seien meist mit etwa 50 Zuhörern "recht gut besucht" gewesen. Im Publikum saßen Freunde und Fans der Musiker, aber auch einige Pasinger seien schon zu Stammgästen geworden. Die Künstler kamen teils aus dem Münchner Westen, wie die Flötistin Sara Vargas-Barritt aus Pasing, die Pianistin Marita Matschke aus Obermenzing und das "Verdandi-Trio" aus Laim. Sie nutzen den kleinen Saal gerne als Bühne für eine Art Generalprobe, bevor sie vor einem größeren Publikum auftreten. "Die Atmosphäre ist sehr angenehm und alle Zuhörer sind so nahe an den Künstlern, als säßen sie in der ersten Reihe", findet Weck.

Für die zweite Saison, die das "Rhein-Quartett" am Sonntag, 13. Februar, um 19 Uhr mit Werken von Haydn, Schubert und Berwald eröffnen wird, wünscht er sich, dass der kleine Saal jedes Mal ausverkauft sein wird. Auch bei den zehn Konzerten, die bis September angesetzt sind, werden wieder Pasinger Musiker dabei sein: Der Cellist .Jost-H. Hecker wird am Sonntag, 20. Februar, um 19 Uhr mit Blerim Hoxha (Violine), Jürgen Paulus (Klarinette) und Maria Rost (Klavier) Werke von Bach, Beethoven, Schumann, Brahms und Mansurian spielen, die Cellistin Miranda Barritt tritt am Samstag, 28. Mai, um 20 Uhr mit ihrem Trio "Soluntiaire" auf.

Corinna Anton

Informationen unter: www.kammermusik-pasing.de