Einen Tag nach unserer Korea-Soirée in der Stadtbibliothek in Pasing, haben wir passend dazu ein Programm mit einem Hauch koreanischer Musik und einem wunderbaren Duo aus Korea, Kunwha Lee (Violine) und Soobin Kim (Klavier). Sie werden uns durch das Programm führen, aber vor allem werden sie uns mit dem wohl wichtigsten zeitgenössischen koreanischen Komponisten bekannt machen, dessen Werke nicht täglich auf europäischen Konzert-Programmen zu finden sind.
Programm:
Franz Schubert, Violinsonate in A-Dur, D 574
Johannes Brahms, Rhapsodie op. 79/2
Geoonyong Lee, Heoteun Garak“
Richard Strauß, Violinsonate Es-Dur op.
Eintritt 25 €, ermäßigt für Mitglieder 20 €, für Schüler und Studierende bis 30 Jahre 5 €.
Karten nur an der Abendkasse.
Reservierung empfohlen unter info@kammermusik-pasing.de
Franz Schubert war selbst ein gut ausgebildeter Geiger. Seine A-Dur-Violinsonate, D 574, entstanden 1817, beweist den Ehrgeiz des erst 20-Jährigen, ein Werk auf Augenhöhe mit den wichtigsten zeitgenössischen Komponisten, allen voran J.N. Hummel und L.v. Beethoven zu schreiben, was sich im selbstbewussten Originaltitel „Grande Sonate“ widerspiegelt. Zu gleicher Zeit arbeitete Schubert auch an einem Zyklus großer Klaviersonaten, die in ihrer ausgedehnten Viersätzigkeit formal als Vorbilder dienten.
Während die Komposition an vielen Stellen, z.B. im zweiten Scherzo-Satz, das Vorbild Beethovens nicht verleugnet, verleiht Schubert der Musik besonders im Bereich der Harmonik eine über den tradierten Tonartenrahmen weit hinausgehende, ausgeprägt individuell-frühromantische Note. Insgesamt steht das „Grand Duo“ fest auf dem Boden der Wiener klassischen Tradition, blickt aber, tänzerische und liedhafte Elemente virtuos und für die Entstehungszeit neuartig miteinander verbindend, in die Zukunft.
Die Rhapsodie op. 79/2 von J. Brahms entstand mit ihrer Schwesterkomposition op. 79/1 1879 während eines Sommeraufenthalts in Pörtschach am Wörthersee und zählt zu den beliebtesten Einzelstücken des Meisters. Trotz des Titels ist die Komposition keineswegs „rhapsodisch“, sondern orientiert sich an einer knappen, aber bis in alle motivisch-thematischen Einzelheiten virtuos umgesetzten Sonatensatzform (Wiederholte Exposition, Durchführung, Reprise) mit drei klar voneinander abgegrenzten Themenbereichen.
Höhepunkt des Konzertes ist mit Sicherheit „Heoteun Garak“ von Geoonyong Lee.
Lee (*1947) zählt zu den bedeutendsten südkoreanischen Komponisten. Er studierte Komposition in Korea und Frankfurt am Main und lehrte an verschiedenen Universitäten, darunter der Seoul National University und der Korean National University of Arts, deren Präsident er von 2002-2006 auch war. Er ist Gründungsmitglied der Komponistengruppe „The Third Generation“ und wird für seine Bemühungen geschätzt, die einzigartige Identität Koreas durch seine Musik zum Ausdruck zu bringen.
Heoteun Garak ist ein Begriff aus der koreanischen Musiktradition und bedeutet wörtlich „zerstreute“ oder „offene Melodie“. Dieses Stück wurde 2012 als Auftragswerk für den internationalen Musikwettbewerb Seoul komponiert. Die schnellen Abschnitte sind von westlicher Kompositionstechnik geprägt, während in den langsamen Teilen die feinen typischen Ornamente und rhythmischen Nuancen der koreanischen Tradition hörbar werden. Das Stück verlangt daher nicht nur technische Sicherheit, sondern auch ein starkes Gespür für Ausdruck und Improvisation, um so die musikalischen Welten von Ost und West auf besondere Weise zusammenzubringen.
Zwar ist der Konzertabend „Seoul und Wien“ betitelt, das letzte Werk entstand allerdings in München, wenn auch im weitesten Sinne in der Tradition der Wiener Klassik. Die Violinsonate Es-Dur op. 18 von Richard Strauß wurde 1887 während seiner Tätigkeit als dritter Kapellmeister an der Hofoper geschrieben. Mit 23 Jahren war Strauß nur wenig älter als Schubert bei seinem „Grand Duo“. Während Schubert musikalisch stark nach vorne blickt, legt der junge Strauß das dreisätzige Werk anders als die etwa zeitgleich entstandenen symphonischen Dichtungen „Aus Italien“ und „Don Juan“ formal grundlegend konservativ an, wobei das äußerst virtuos behandelte Klavier ein der Violine gleichberechtigter Partner ist. Der „Improvisation“ betitelte, aber eher wie ein „Lied ohne Worte“ wirkende langsame Mittelsatz erlangte in den Jahren um 1900 in Haus- und Salonmusik unabhängig von der ganzen Sonate einige Berühmtheit. Verglichen mit den Opern oder symphonischen Dichtungen konnte Strauß` vorwiegend in jüngeren Jahren geschriebenes umfangreiches Kammermusikschaffen allerdings nie eine vergleichbare Popularität erlangen, was angesichts der kompositionstechnischen Perfektion und den berückenden melodischen Qualitäten sehr zu bedauern ist.
Die Musikerinnen:
Die koreanische Geigerin Kunwha Lee beeindruckt durch technische Raffinesse, poetische Tiefe und musikalische Reife. Nach dem mit Bestnoten abgeschlossenen Besuch der Yewon School und der Seoul Arts High School studierte sie an der Hochschule für Musik und Theater München bei Prof. Mikyung Lee, wo sie den Bachelor-, Master- und Meisterklassenabschluss jeweils mit Auszeichnung erhielt. Anschließend schloss sie ein Promotionsstudium an der Seoul National University ab (Ph.D. abd.).
Im Alter von zwölf Jahren debütierte sie als Solistin in der Kumho Young Artist Series und wurde seither mit ersten Preisen bei sämtlichen bedeutenden Wettbewerben in Korea ausgezeichnet. Internationale Anerkennung erlangte sie beim Mirecourt und beim Michael Hill International Violin Competition. Als Solistin trat sie mit zahlreichen renommierten Orchestern auf, darunter das Daegu Philharmonic Orchestra, Busan Philharmonic Orchestra, Jeonju City Symphony Orchestra, Bad Reichenhaller Philharmonie und North Czech Philharmonie. Als leidenschaftliche Kammermusikerin ist sie Mitglied des Trio Credo, Quartet Passio und Ensemble Preghiera. Zudem war sie Gastkonzertmeisterin bei mehreren koreanischen Orchestern. Sie ist derzeit als Pädagogin an der Yewon School, der Seoul Arts High School, der Sunhwa Arts Middle School sowie als Gastprofessorin an der Myongji University in Seoul tätig.
Die Pianistin Soobin Kim schloss die Yewon Arts School ab und wurde bereits während ihrer Schulzeit an der Seoul Arts High School als jüngste Studierende an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien aufgenommen, wo sie ihren Bachelor- und Masterabschluss erwarb.
Neben nationalen Erfolgen in Korea wurde sie bei internationalen Wettbewerben wie dem Asia-Chopin-Wettbewerb in Japan, dem Chopin-Wettbewerb in Rom und dem Dichler-Wettbewerb in Österreich ausgezeichnet. Als Solistin trat sie mit der Gunpo Prime Philharmonic sowie der Kharkov Philharmonic in der Ukraine auf. In Wien spielte sie zwei Einladungskonzerte, war als „Rising Star“ im Leopold Museum zu hören, nahm an der Isaac-Albéniz-Reihe im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins teil und wirkte an einem Albumprojekt zu Fanny Hensel mit. Eine Uraufführung im Schloss Schönbrunn sowie Konzertreisen durch Deutschland und Österreich rundeten ihr Repertoire ab. Zurück in Korea konzertierte sie mit Unterstützung der Daejeon Cultural Foundation, trat beim Frühlingsfestival 2021 „Mozart-Abend“ auf und war 2022 Teil eines innovativen AIl-Piano-Battle im Rahmen der „Haydn-Abende“ in Kooperation mit KAIST. Derzeit ist sie als professionelle Pianistin tätig und engagiert sich in der Ausbildung junger Talente an einer Musikschule und einer Akademie.