Zitat von der Eröffnung-in Herrsching 2021

Quelle KKA, Katalog der Ausstellung „guck mal“ in Herrsching, 2021

Aus der Begrüßungsrede von Susanne Flesche (1. Vorsitzende des Künstlerkreis Ammersee e.V.

… Auf einem Rundgang durch den Park treffen Sie auf Metallschilder, die die optische Ähnlichkeit eines Verkehrsschildes aufweisen.

Bild von der Vernissage der Ausstellung „guck mal“ in Herrsching, 2021, aus dem Katalog des KKA.

Ein gelber Fond, schwarz umrandet, mit einer Botschaft in Form eines kurzen prägnanten Textes bzw. Wörtern oder Piktogrammen. Frei assoziativ setzten die Künstlerinnen ihre Beiträge oftmals direkt in Bezug zur jeweiligen Ausstellungsörtlichkeit. Entstanden sind Botschaften mit Wortwitz, Tiefgründigkeit, interessanter Zweideutigkeit, Appellcharakter oder die charmant auf den jeweiligen Ort reagieren. …

Im Alltag geben Schilder Hinweise über festgelegte Regeln, adressiert an die Bevölkerung, an das Kollektiv. Deren Inhalte sind gelernte, eindeutige Codes, die jeder unmissverständlich versteht. Denken wir an Verkehrsschilder, so sind diese offiziell eingeteilt in drei Rubriken: die Gefahrenzeichen, die Vorschriftszeichen und die Richtzeichen.

Gelbe Schilder mit schwarzem Rand gehören zu den Richtzeichen, wie beispielsweise das Wegweiserschild oder Ortsanfangsschild.

Richtzeichen, zu denen unsere gelben Kunst-Schilder im übertragenen Sinne zählen können, verweisen einerseits auf Richtlinien, geben aber andererseits auch Empfehlungen. …

In dieser Präsentation wählten die Künstlerinnen als Gemeinschaft eine Erscheinungsform, die zwischen Bild und Skulptur angesiedelt ist und als Installation mit industriell hergestellten Schildern raumgreifend umgesetzt wurde. Es steht also nicht die handwerklich künstlerische Ausformung durch die Hand des Künstlers im Vordergrund, sondern vor allem die formulierten Gedanken und das Gesamt-Konzept der Installation. Konsequenterweise wurde auf die individuelle Handschrift der einzelnen Künstler verzichtet zugunsten einer Gemeinschaftsarbeit eines Künstlerkollektivs. Der Begriff der Originalität wird dadurch minimiert.

Dieser künstlerische Ansatz hat seinen Ausgangspunkt in den 1960er Jahren und wurde unter dem Begriff Concept-Art bekannt. Joseph Kosuth, der radikalste Vertreter der Konzeptkunst, schrieb das Manifest „Kunst als Idee“ mit dem Grundgedanken, dass Künstler vor allem mit Bedeutung arbeiten. Sprache, Bild und Gegenstand bilden daher eine bedeutungsvolle Einheit. Der Betrachter wurde auch hier aktiv am Prozess der Sinngebung mit einbezogen.

Traditionelle Bildträger wie beispielsweise Leinwand wurden in unserer Ausstellung von Metallschildern abgelöst. Die Verwendung neuer Materialien in der Kunst hat ebenso seinen Ausgangspunkt in den 60er Jahren. …

Auch die Bewegung der amerikanischen Pop Art in den 1960er Jahren mit der Galionsfigur Andy Warhol versuchte eine Aufhebung der hohen, akademischen Kunst zu bewirken, indem Materialien des Alltags zum Einsatz kamen. …

Die Aktion unserer Künstlerinnen bildet zum einen Reflektionen auf Diskussionen in unserer Gesellschaft ab, mal zu verstehen als gedankliches Augenzwinkern, mal als ernsthaft gemeinter Appell. Zum anderen sind es fröhliche Reaktionen oder Assoziation auf die jeweiligen Örtlichkeiten.

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